Ist Eigenhandel schädlich für Privatanleger?

Es liegt nahe, dass Banken – insbesondere Universalbanken – ihren Privatkunden gute Beratung für deren Investitionsentscheidungen bieten können, da sie mehr und bessere Möglichkeiten als Privatanleger haben, Informationen zu erheben und zu verarbeiten. Sind Eigenhandel und Privatkundengeschäft allerdings unter einem Dach vereint, könnte es zu Interessenkonflikten zwischen Banken und Privatkunden kommen. In einem Forschungspapier, das demnächst im Journal of Finance erscheint, weisen Andreas Hackethal und seine Ko-Autoren Falko Fecht (Frankfurt School of Finance and Management) und Yigitcan Karabulut (Rotterdam School of Management) nach, dass Banken Aktien aus ihrem Eigenhandelsgeschäft, die sich schlecht entwickelten, an ihre Privatkunden weiterverkauften. Sie zeigen darüber hinaus, dass sich die Aktienportfolios der Kunden von Banken mit Eigenhandelsgeschäft deutlich schlechter entwickelten als die der Kunden von Banken ohne Eigenhandel.

Die Untersuchung basiert auf einem einzigartigen Datensatz der Deutschen Bundesbank, der die Aktieninvestitionen von 102 deutschen Banken sowie ihren Privatkunden im Zeitraum von 2005 bis 2009 abbildet. Die im Datensatz erfassten Wertpapierbestände der Banken enthalten Positionen aus den Bereichen Eigenhandel, Market Making und strategische Investitionen. Der finale Datensatz repräsentiert etwa 63% der Aktieninvestitionen aller monetären Finanzinstitute in Deutschland während des Beobachtungszeitraums.

Banken verkaufen, Privatanleger kaufen

Die Autoren untersuchten zunächst die Beziehung zwischen den Aktieninvestitionen der Banken und ihrer Privatkunden auf Ebene jedes einzelnen Wertpapiers. Dabei fanden sie heraus, dass, wenn eine Bank eine bestimmte Aktie aus ihrem Eigenhandelsportfolio verkaufte, ihre Privatkunden dazu neigten, dieselbe Aktie in diesem Zeitraum zu kaufen. Das Verhältnis der Aktienflüsse zwischen Banken und Verbrauchern war nur dann negativ, wenn Banken Aktien verkauften, nicht wenn sie Aktien kauften. Weitere Tests betätigten, dass dieses Ergebnis nicht auf die Market Making-Aktivitäten der Banken oder auf Herdenverhalten auf Seiten der Anleger zurückzuführen war und dass es robust war gegen Veränderungen in den empirischen Spezifikationen, variablen Definitionen, Sampling Restriktionen und ökonometrischen Methoden.

Als nächstes untersuchten die Autoren, ob das beobachtete Verhalten der Banken negative Folgen für die Performance der Privatkundendepots hatte. Sie weisen zum einen nach, dass Transaktionen, in denen Privatkunden Aktien kauften, die ihre Banken aus ihrem Eigenhandelsportfolio verkauft hatten, zu Verlusten führten. Zum anderen zeigen sie, dass Aktien, die von Banken direkt an ihre Kunden weiterverkauft wurden, sich nicht nur signifikant schlechter entwickelten als Aktien, die von den Banken entweder gehalten oder gekauft wurden, sondern dass sie sich auch schlechter entwickelten als andere Aktien in den Kundendepots.

Interessenkonflikt zwischen Eigenhandel und Privatkundengeschäft

Diese Ergebnisse deuten auf einen möglichen Interessenkonflikt zwischen Eigenhandelsaktivitäten und Privatkundenabteilungen hin. Um herauszufinden, ob die Praxis, schlechte Aktien in Privatkundendepots abzuschieben, durch insgesamt bessere Anlageberatung kompensiert wurde, verglichen die Autoren die Performance von Privatkundendepots in Banken mit Eigenhandelsabteilung mit solchen in Banken ohne Eigenhandel. Unter Berücksichtigung verschiedener Performance-Indikatoren weisen sie nach, dass sich Privatkundendepots in Banken mit Eigenhandel deutlich schlechter entwickelten als Privatkundendepots in anderen Banken.

Somit weisen die Ergebnisse einen möglichen Interessenkonflikt durch die Kombination von Eigenhandel und Privatkundengeschäft unter einem Dach nach, der die Depotentwicklung von Privatkunden negativ zu beeinflussen scheint.

Fecht, F., Hackethal, A. and Y. Karabulut (2017), "Is Proprietary Trading Detrimental to Retail Investors?", forthcoming in the Journal of Finance.

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