Neuer Artikel zu Kreditvergaben europäischer Banken während der Coronapandemie

In einem aktuellen Artikel, der im Journal of Banking & Finance veröffentlicht wurde, befassen sich Jun.-Prof. Dr. Özlem Dursun-de Neef (Goethe-Universität Frankfurt) und ihr Co-Autor Alexander Schandlbauer, Associate Professor (University of Southern Denmark & Danish Finance Institute) mit Kreditvergaben während der COVID-19-Pandemie. Von den Autor*innen wurde untersucht, wie europäische Banken ihre Kreditvergabe angesichts der sich verschärfenden Pandemielage angepasst haben, abhängig von ihrer wirtschaftlichen Lage (Kapitalisierung) und von der Frage, wie stark sie von der Pandemie betroffen sind.

Die mit der Coronapandemie einhergehenden wirtschaftlichen Auswirkungen, wie z.B. sinkende Besucher*innenzahlen, verpflichtende Ladenschließungen und eine steigende Konkurrenz durch den Onlinehandel, haben dazu geführt, dass viele Unternehmen ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten. Damit waren auch die mit den Krediten verbundenen Banken von der Krise betroffen. Im Rahmen dieser Studie wurde daher eine Kennzahl verwendet, die aussagt, in welchem Maße die Banken den Folgen der Coronalage ausgesetzt sind. Özlem Dursun-de Neef und ihr Co-Autor zeigen auf, dass, während Banken im Schnitt ihre Kreditvergabe zu Beginn der Pandemie deutlich reduziert haben, die Kreditvergabe von Banken mit schlechterer Kapitalisierung, die zugleich in höherem Maße von der Pandemie betroffen waren, weniger stark zurückgegangen ist. Besser kapitalisierte Banken hingegen haben ihre Kreditvergabe in merklich größerem Umfang reduziert; darüber hinaus hat sich bei ihnen die Zahl der überfälligen Kredite sowie der strukturierten Finanzierungen erhöht.

Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur zum Thema der sogenannten Zombie-Kreditvergaben (zombie lending). Dort wird argumentiert, dass kapitalschwächere Banken während Rezessions-/Krisenzeiten dazu neigen können, mehr Kredite zu vergeben, um Kreditverluste und Abschreibungen auf ihr Kapital zu vermeiden. Abschließend halten die Autor*innen fest, dass staatliche Reaktionen auf die Pandemie, wie größere Finanzhilfen, gelockerte Kapitalanforderungen sowie angepasste Insolvenzregeln, dabei geholfen haben, die Unterschiede in der Kreditvergabe von schlechter und besser kapitalisierten Banken zu reduzieren.

Özlem Dursun-de Neef und Alexander Schandlbauer liefern Belege für ein übermäßiges Kreditverhalten von schlechter kapitalisierten Banken im Vergleich zu solchen, die besser kapitalisiert sind, was als mögliches Zeichen für zombie lending angesehen werden könne. Die Ergebnisse legen nahe, dass die politischen Maßnahmen, die Regierungen und Zentralbanken in Anbetracht der in dieser Form bisher unbekannten Pandemiesituation ergriffen haben, wirksam waren, um die übermäßige Kreditvergabe kapitalschwächerer Banken zu unterbinden.

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