Social-Media-Monitoring für Finanzmärkte

Sentiment aus sozialen Netzwerken für Anlageentscheidungen nutzen und Indizien für Marktmanipulation erkennen / EU-Forschungsprojekt FIRST erfolgreich abgeschlossen

Stimmungen und Meinungen in sozialen Netzwerken, Online-Foren und Blogs werden tagtäglich für unzählige Investitionsentscheidungen herangezogen. Auf Basis dieses sogenannten Sentiments lassen sich finanzmarktrelevante Ereignisse frühzeitig erkennen und beurteilen. Allerdings liegt die Schwierigkeit darin, die verschiedenen unstrukturierten Inhalte aus dem Internet zu erfassen, zu bündeln und schnell zu analysieren. Es bedarf geeigneter Software, um die Daten direkt für Finanzmarktakteure nutzbar zu machen und so deren Entscheidungsprozesse zu unterstützen. Die Entwicklung solcher Lösungen stand im Mittelpunkt des EU-Forschungsprojektes „FIRST", das nun nach drei Jahren unter der Beteiligung der Goethe-Universität Frankfurt erfolgreich abgeschlossen wurde. Ein Ergebnis von FIRST ist es, das Stimmungsbild einzelner Online-Beiträge automatisch auszuwerten und zu einem Indikator zu verdichten. Diese Informationsquelle erhöht die Wahrscheinlichkeit, Tendenzen an den Finanzmärkten richtig zu antizipieren. „Die Vielzahl der verfügbaren Finanzinformationen kann heute von den Akteuren auf den Märkten nicht mehr manuell erfasst und verarbeitet werden. Die Ergebnisse des Projekts FIRST unterstützen die zielgerichtete Nutzung der Inhalte aus sozialen Medien für alle Investorengruppen sowie für die Marktüberwachung und stärken somit den Anlegerschutz und die Effizienz der Finanzmärkte", sagt Peter Gomber, Professor für e-Finance an der Goethe-Universität und stellvertretender Vorsitzender des E-Finance Lab. Durch den gezielten Einsatz von Heuristiken, die mit Marktaufsichtsexperten entwickelt wurden, sind bestimmte Manipulationen im Internet leichter zu erkennen. Dazu zählt die bewusste Platzierung von Falschinformationen in sozialen Medien, beispielsweise in einem „Pump and Dump"-Szenario: Hier versuchen Manipulatoren, den Preis einer Aktie durch viele extrem positive Nachrichten in die Höhe zu treiben und ihre Position gewinnbringend zu veräußern bevor die Täuschung erkannt wird. „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass solche Arten der Manipulation Kapitalmarktauswirkungen haben. Innerhalb des Projekts wurden vielversprechende Ansätze entwickelt, verdächtige Nachrichten zu identifizieren und darauffolgend vor potenziellen Manipulationen zu warnen", so Michael Siering, der für die Professur für e-Finance maßgeblich die Entwicklung dieser Modelle vorangetrieben hat.

Das Forschungsprojekt FIRST startete im Oktober 2010 und wurde im November 2013 erfolgreich beendet. Das Ziel des Projekts war die Entwicklung eines neuartigen Informationssystems, das durch den Einsatz künstlicher Intelligenz eine Unterstützung für finanzmarktrelevante Entscheidungen bietet. Dazu nutzt das Informationssystem das versteckte Expertenwissen aus sozialen Netzwerken und Quellen aus dem Internet, um so Entscheidungsträger bei finanzwirtschaftlichen Fragestellungen zu unterstützen. Das durch die Europäische Union geförderte Forschungsprojekt wurde von der Goethe-Universität Frankfurt und acht weiteren Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Italien, Slowenien und Spanien umgesetzt. Dem Projekt standen EU-Fördergelder in Höhe von 3 Mio. Euro zur Verfügung.


Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Internetseite zu FIRST: http://project-first.eu/

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