Neue Studie zur Rolle von Abschlussprüfer*innen

Prof. Dr. Martin Nienhaus (linkes Bild), Christopher Oehler, M.Sc. (rechtes Bild)

In einem in der Zeitschrift Review of Accounting Studies erschienenen Beitrag berichten Prof. Dr. Martin Nienhaus und Christopher Oehler von der Goethe-Universität sowie Christoph Mauritz von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster über die Ergebnisse einer Studie zur Rolle von Abschlussprüfer*innen bei der Erstellung von Finanzberichten von Unternehmen. Mithilfe neuester Methoden zur automatisierten Textanalyse und eines Datensatzes von fast 4 Millionen Observationen fanden die Autoren heraus, dass die Finanzberichte zweier Unternehmen ähnlicher werden, wenn Letztere dieselbe*denselben Abschlussprüfer*in haben. Die Ähnlichkeit erhöht sich erkennbar in den Feldern Wortwahl, Inhalt und Struktur. Zudem ist der Effekt für Unternehmen, die dieselbe*denselben Abschlussprüfer*in haben (audit partner), etwa neunmal so stark wie derjenige in Bezug auf dieselbe Prüfungsgesellschaft (audit firm). Die Ergebnisse erweisen sich als robust gegenüber einer ganzen Reihe zusätzlicher Tests und Sensitivitätsanalysen. Insgesamt deutet die Studie darauf hin, dass Abschlussprüfer*innen in den Erstellungsprozess der Finanzberichte ihrer Mandanten involviert sind.

Die Brisanz dieser Studie liegt darin, dass Abschlussprüfer*innen grundsätzlich nicht bei der Erstellung der Finanzberichte ihrer Mandanten mitwirken dürfen, um eine objektive Prüfung sicherzustellen. Interessanterweise zeigen die Ergebnisse jedoch auch, dass der Einfluss der Abschlussprüfer*innen positive Folgen für die Qualität der Berichterstattung zeitigt. Darüber hinaus sind es insbesondere die kleinen und nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen, die bei der Erstellung der Finanzberichte in dieser Weise unterstützt werden. Zusätzliche Interview-Evidenz bestätigt die These, dass die Abschlussprüfer*innen insbesondere die Berichtsqualität ihrer kleinen Mandate beeinflussen, die andernfalls ihre Pflichten in diesem Bereich vernachlässigen würden.

Das Autorenteam berichtet auch von Herausforderungen in dem DFG-geförderten Forschungsprojekt: „Die Besonderheit bei diesem Projekt war sicherlich, dass es extrem rechenintensiv war. Die teilweise Machine-Learning-basierten Textanalyseverfahren sowie die hohe Anzahl an Observationen führten dazu, dass ein Durchlauf der Berechnungen teilweise ein oder zwei Wochen dauerte. So mussten wir im Laufe des Projektes unsere Analysen immer sehr genau planen“, beschreibt Christopher Oehler, für den die Studie Teil seiner kumulativen Dissertation ist, das Vorgehen.

Da die Studie unter Open-Access-Bedingungen veröffentlicht wurde, können interessierte Leser*innen hier den Beitrag einsehen und herunterladen: https://link.springer.com/article/10.1007/s11142-021-09634-4.

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