Globale Risikolandkarte

„Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise bietet eine gute Gelegenheit, notwendige Reformen durchzusetzen“, betonte Prof. Jan Pieter Krahnen am Mittwochabend (18.03.09) im House of Finance der Goethe-Universität. Vor Mitgliedern des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten erläuterte der Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre, Kreditwirtschaft und Finanzierung wesentliche Punkte des jüngsten Berichts der Issing-Kommission. Krahnen, der auch Direktor des Center for Financial Studies (CFS) im House of Finance ist, warb für mehr Transparenz auf den Finanzmärkten. Insbesondere eine globale Risikolandkarte könne helfen, dass sich Krisen wie die aktuelle nicht mehr wiederholen.

Die Issing-Kommission berät die Bundesregierung bei den internationalen Verhandlungen zur Reform der weltweiten Finanzmärkte. Prof. Otmar Issing ist Kuratoriumsvorsitzender des House of Finance, Präsident des CFS und früherer Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Neben Issing ist Krahnen der zweite Experte der Goethe-Universität in dem insgesamt sechsköpfigen Gremium. Die aktuellen Empfehlungen der Kommission, die nun vorliegen, dienen vor allem der Vorbereitung für die Bundesregierung im Hinblick auf den G-20-Gipfel am 2. April in London.

Gerade jetzt, so Krahnen, sei die Kompromissbereitschaft der handelnden Akteure so hoch wie nie zuvor. „Wenn die Krise erst einmal überstanden sein sollte, könnte wieder die alte Neigung zur Intransparenz einkehren“, so Krahnen weiter. Man müsse „das Eisen schmieden, so lange es heiß ist.“ Die Risikolandkarte soll das Geflecht der Verknüpfungen zwischen den Banken und anderen Finanzmarktanbietern deutlich machen. Ziel ist es, durch die höhere Transparenz systemischen Risiken entgegenzuwirken. So wäre auch die Entstehung eines neuen Systems von Schattenbanken frühzeitig zu erkennen.

Die erforderlichen Daten für solch eine „Risk Map“ müssten von den Marktakteuren zur Verfügung gestellt werden. „Viele werden das als Eingriff in ihre Geschäftstätigkeiten werten“, ist sich Krahnen sicher. Auch deshalb sei der jetzige Zeitpunkt, in dem noch viele durch die Krise für Gefahren sensibilisiert seien, besonders günstig. Jan Pieter Krahnen: „Wenn es jetzt nicht gemacht wird, wird es gar nicht mehr gemacht.“

Die Empfehlungen der Issing-Kommisssion sind in der White Paper-Serie des CFS erschienen.

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