Junge Erwachsene in Deutschland und Italien können sich keine Immobilien leisten

Neue Studie zeigt Gründe für die Entscheidung junger Menschen, in Wohngemeinschaften zu leben

Wohneigentum gilt gemeinhin als wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge. Traditionell ist die Wohneigentumsquote in Deutschland deutlich niedriger als in europäischen Nachbarländern. Ein aktueller Vergleich zwischen Deutschland und Italien, den Forscher des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE und des International Center for Insurance Regulation (ICIR) der Goethe-Universität Frankfurt sowie der Technischen Universität Wien durchgeführt haben, zeigt, dass diese Daten auf einem Messfehler beruhen.

Normalerweise werden die Wohneigentumsquoten auf Haushaltsebene, und nicht auf individueller Ebene gemessen. Werden die Wohneigentumsquoten stattdessen individuell bemessen, verschwindet der Unterschied weitestgehend. Die fehlende Verbindung, die in früheren Studien oft übersehen wurde, ist der gemeinsame Wohnsitz, da in Deutschland gemeinsam wohnende Personen in Haushaltsstudien nicht als eigene Haushalte gezählt werden. Hierzulande entscheiden sich jedoch etwa 27 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter von 17 bis 40 Jahren dafür, bei ihren Eltern zu wohnen, während 61 Prozent der Italiener:innen derselben Altersgruppe weiterhin im Familienhaushalt leben, um Miete zu sparen.

In einem SAFE Working Paper untersuchen Nils Grevenbrock, Ph.D., Prof. Dr. Alexander Ludwig und Nawid Siassi, Ph.D. die Gründe für die Motivation junger Erwachsener, nicht früher auszuziehen. Sie stellen fest, dass Immobilien für jüngere Generationen oft unerschwinglich sind und, dass der gut funktionierende Miet- und Sozialwohnungsmarkt in Deutschland zur niedrigen Wohneigentumsquote von 43 Prozent beiträgt. Allerdings sind nicht nur staatliche Anreize ein Grund für unterschiedliche Quoten in beiden Ländern.

Junge Erwachsene haben oft keine Wahl

„Wir waren erstaunt über die Ähnlichkeit der Pro-Kopf-Wohneigentumsquoten zwischen Deutschland und Italien in den frühen Jahren des Erwachsenenalters nach Einbeziehung der Verzerrungen bei Haushaltsbefragungen, die durch Zusammenwohnen verursacht werden. Aufgrund dieser Beobachtung haben wir uns die Rolle des Zusammenlebens der Familie und andere Faktoren wie Einkommensprofile, Wohnungspolitik und dem Wunsch nach Unabhängigkeit genauer angesehen“, erklärt Prof. Dr. Alexander Ludwig, SAFE-Fellow, ICIR-Direktor und Professor für öffentliche Finanzen und makroökonomische Dynamik an der Goethe-Universität Frankfurt. „Wir haben dann den deutschen Wohnungs- und Mietmarkt in unserem Modell an die italienische Situation angepasst und festgestellt, dass mehr Deutsche, so wie ihre italienischen Altersgenossen, weiterhin mit ihren Eltern zusammenleben würden, weil es nicht erschwinglich für junge Erwachsene ist, allein zu leben.“

Ein Grund dafür ist laut Studie der zunächst geringere Arbeitslohn in Italien, der dazu führt, dass mehr Menschen ihren Auszug hinauszögern. Hohe Mieten in beiden Ländern tragen dazu bei, dass junge Erwachsene sich einen Auszug oder den Kauf einer eigenen Immobilie nach italienischem Lohnschema nicht leisten können.

Das SAFE Working Paper zum Download

Quelle: SAFE

 

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