Informationsverhalten am Beispiel der Corona-Pandemie: neue Studie von Prof. Ester Faia, Ph.D.

Prof. Ester Faia, Ph.D.

News-Artikel zum aktuellen Geschehen sind heutzutage scheinbar überall und jederzeit verfügbar. Doch für welche Inhalte entscheiden wir uns? Neigen wir dazu, Beiträge zu lesen und für gut zu befinden, die bestätigen, wovon wir ohnehin überzeugt sind? Und wie werden unsere Überzeugungen dadurch beeinflusst? Diesen Fragen widmet sich eine Studie, die u.a. von Prof. Ester Faia, Ph.D. (Professur für Geld und Finanzpolitik, Goethe-Universität), erarbeitet wurde und demnächst in der Fachzeitschrift Review of Economics and Statistics erscheinen wird. Im Rahmen dieser Studie führten die Autor*innen zwei auf Fragebogen basierende Experimente durch, die sich mit dem Verhalten der Teilnehmer*innen gegenüber News-Artikeln im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie beschäftigten.

Im Kontext des ersten Experiments sollten sich die Teilnehmer*innen, die vorab ihre Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Pandemie abgeben sollten (die Befragung fand im Mai 2020 statt), zwischen optimistisch und pessimistisch formulierten Artikelüberschriften entscheiden. Im Anschluss daran wurde ihnen per Zufallsprinzip ein Artikel einer der beiden Kategorien vorgelegt, mit der Bitte, diesen zu lesen und anschließend zu beurteilen. Hierbei ließ sich nachweisen, dass Personen mit pessimistischer Grundeinstellung, die also einen negativeren Verlauf der Pandemie erwarteten, pessimistischer formulierte Schlagzeilen bevorzugten, die entsprechenden Informationen eher verinnerlichten und zudem Artikel mit optimistischer Ausrichtung als weniger hilfreich und informativ einstuften. Dasselbe galt umgekehrt für Personen mit einer optimistischeren Grundeinstellung: Sie wählten eher Überschriften, die ihren Ansichten entsprachen und beurteilten Texte mit optimistischem Ton positiver.

Im zweiten Experiment wurde untersucht, welche Rolle das jeweilige Publikationsmedium, das im ersten Experiment noch nicht einsehbar war, bei der Wahl des Artikels einnimmt. Hierbei wurde zwischen liberal und konservativ ausgerichteten Medien unterschieden und ein Bezug zur politischen Orientierung der Teilnehmer*innen untersucht. Es zeigte sich eine große Abneigung gegenüber Artikeln einer Quelle der jeweils anderen Seite, selbst dann, wenn die entsprechende Überschrift positiv beurteilt wurde.

Die Ergebnisse liefern Hinweise auf das Vorliegen eines sogenannten „Confirmation Bias“, der im Allgemeinen besagt, dass Menschen bevorzugt Informationen auswählen und verarbeiten, die ihre bereits bestehenden Ansichten bestätigen. Einen noch größeren Einfluss als die vorab existierende Grundeinstellung zur Pandemie in Bezug auf wirtschaftliche und gesundheitliche Auswirkungen hatte im Rahmen der Studie die politische Zuordnung der entsprechenden Personen.

Mehr Informationen zu dem Paper finden Sie hier.

Die vollständige Zitation lautet: Ester Faia, Andreas Fuster, Vincenzo Pezone, Basit Zafar; Biases in Information Selection and Processing: Survey Evidence from the Pandemic. The Review of Economics and Statistics 2022; doi: https://doi.org/10.1162/rest_a_01187.

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