Nachruf für Thomas Laubach

Die Nachricht, dass unser früherer Kollege Thomas Laubach am 2. September im Alter von 55 Jahren verstorben ist, erfüllt uns mit großer Trauer.  Thomas wurde im Jahr 2008 als Professor für Makroökonomik in der Abteilung Geld und Währung an die Goethe-Universität berufen.  2012 kehrte er an die Federal Reserve – die US-amerikanische Notenbank in Washington, D.C. – zurück. Von 2015 bis zu seinem frühen Tod infolge einer Krebserkrankung leitete er als Direktor die geldpolitische Abteilung der Fed, die die betreffenden Entscheidungen der Notenbank maßgeblich vorbereitet.   

Thomas Laubach war ein sehr einflussreicher wirtschaftspolitischer Berater, ein Forscher, der neue wissenschaftliche Erkenntnisse von hoher Relevanz für die Politik erzielte, und ein engagierter, seinen Studentinnen und Studenten zugewandter Lehrer. Kolleginnen und Kollegen an der Goethe- Universität erinnern sich an ihn als einen nachdenklichen, besonnenen und liebenswerten Kollegen. Er war ein hochrespektierter Gelehrter, der für sein Engagement für exzellente Forschung, erstklassige Lehre und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sehr geschätzt wurde.

Er begann sein wirtschaftswissenschaftliches Studium in Deutschland an der Universität in Bonn. Darauf folgte ein Promotionsstudium an der Princeton-Universität, das er mit dem Ph.D. in Economics abschloss. Stationen auf seinem beruflichen Weg nach Frankfurt waren die Federal Reserve Bank of Kansas City, das Federal Reserve Board in Washington und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris.

Seine Tätigkeit als Professor in Frankfurt war von einem tiefgehenden Interesse an der Ausbildung der Studentinnen und Studenten geprägt, insbesondere wie sie am besten auf eine Karriere als Ökonominnen und Ökonomen vorbereitet werden konnten. Die Graduiertenausbildung und das formale Ph.D.-Programm in Economics lagen ihm besonders am Herzen. Er setzte sich intensiv dafür ein, die Doktorandenausbildung nach internationalen Standards weiterzuentwickeln. Dabei arbeitete er eng mit Kollegen zusammen und war eine Quelle der Inspiration. Ziel war es, Studierenden neueste ökonomische Theorie, moderne quantitative Methoden sowie ein Verständnis für praktisch relevante Wirtschaftsanalyse zu vermitteln.

In seiner Forschung entwickelte Thomas neue Ansätze, um den sogenannten natürlichen Zins, ein wichtiges Konzept für die Geldpolitik, besser zu verstehen und empirisch zu schätzen. Die Ergebnisse dieser Forschung hatten großen Einfluss auf die Geldpolitik in den vergangenen zehn Jahren. Bereits früh in seiner Karriere veröffentlichte er einflussreiche Beiträge über die sogenannte „Inflation Targeting“-Strategie, unter anderem zusammen mit dem späteren Fed-Präsidenten Ben Bernanke. An der Goethe-Universität forschte er insbesondere zur Fiskalpolitik und zu den Zusammenhängen zwischen Staatsschulden und Zinsen.

Außerdem brachte sich Thomas Laubach als Sprecher der Abteilung Geld und Währung in die universitäre Selbstverwaltung ein. Seine großes Engagement für die Abteilung sowie sein respektvoller, fairer und freundlicher Umgang ist Kolleginnen und Kollegen in bester Erinnerung geblieben. Auch wenn seine Entscheidung, die Goethe-Universität 2012 zu verlassen, sehr bedauert wurde, so erfüllte doch seine wichtige Rolle an der US-Notenbank die Fakultät mit Stolz. Anlässlich seines Abschieds schrieb Thomas: „Die vergangenen dreieinhalb Jahre waren für mich eine Zeit enormen beruflichen Wachstums. Ich fühle mich sehr privilegiert, ein Teil dieser Abteilung gewesen zu sein und die Gelegenheit gehabt zu haben, zu den vielen Initiativen, die wir in den vergangenen Jahre unternommen haben, beizutragen.“  Das Privileg war ganz auf unserer Seite. Wir trauern um ihn und sind in Gedanken bei seiner Frau und seinen drei Kindern.   

Prof. Volker Wieland

Professor für Monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität

Sprecher der Abteilung Geld und Währung

Top